Der Lake-Run Möhnesee, nach eigenen Angaben der härteste OCR Lauf in NRW. Eigentlich genau mein Ding, wenn nicht:
- der Termin genau zwei Wochen vor meiner grössten Challenge, der Spartan Race Trifecta, liegen würde
- zwei Wochen im Fall einer unglücklichen Verletzung sehr kurz und verdammt riskant sind
- mein kleiner Neffe nicht genau dann Geburtstag feiern wollte.
Und es würde diesen Artikel nicht geben, wäre nicht doch alles anders gekommen… ;-)
Die Geburtstagsfeier fand schon früher statt, also konnte ich mich nach kurzem Zögern anmelden.
Wollte es zumindest. Denn anderthalb Wochen vorm Termin war eine Online-Anmeldung nicht mehr möglich, es gab maximal noch Tickets vor Ort am Race Day.
Spontan und ohne Startticket?
Aber spontan hin zu fahren und zu hoffen, noch ein Ticket zu kriegen, das wär’s nicht gewesen. Über die Facebook-Gruppe „Startplatztausch für Crossläufe“ habe ich dann noch ein Ticket für die Race-Heat über die 21k Distanz bekommen.
Hmm, eigentlich waren mir die 15k schon grenzwertig – aber wenn schon bekloppt, warum dann nicht richtig? Also zuschlagen und mit den ganzen OCR Profis auf Zeit laufen und einfach mal gucken, was so geht und wo meine Grenzen liegen.
Mit den Profis starten und meine Grenzen finden
Und die hab ich an dem Tag definitiv gefunden und sogar phasenweise überschritten.
Zum Streckenverlauf der 21k Distanz:
Zusätzlich zur grossen Runde, die die 15k-Läufer absolvieren durften, gab es für uns noch eine Extra-Schleife um, am und durch den See.
Die Streckenführung fand ich persönlich auch nicht ganz so schön, denn man ist keinen grossen Rundkurs gelaufen, sondern zusätzlich zur Extrarunde auch wieder die ganze Strecke zurück, die man auf dem Hinweg schon gelaufen ist. Dieselben Hindernisse inklusive.
3 Regeln für den Wettkampf: 1. Starte langsam..
2. Starte langsam und 3. Starte langsam!
Der Start lief prima und ich hab mich mitziehen lassen vom Tempo. Es lief einfach, die Beine waren locker, mit der Lauftechnik war ich mehr als zufrieden und die Pace von 4:40 bis 5:00 Minuten pro Kilometer hat mich überrascht, denn normalerweise ist das nicht mein Tempo.
Und auch die ersten der insgesamt 90 Hindernisse fühlten sich easy-peasy an. Dabei waren die Klassiker wie Holzwände, Sandbag-Carry, der Barbwire-Crawl unterm Zaun durch, Seilklettern, Cargo-Nets, das zweimalige Durchqueren des Möhnesees und Hangeln mit nassen Händen (made it!).
Etwas anstrengender waren die mehreren Runden auf-und-ab-Bergsprints an einem Hüngel. Der ging ordentlich in die Beine, muss ich eingestehen. Und bei Kilometer 9 kamen dann bei einer langgezogenen relativ geringen Steigung die ersten leichten Krämpfe in den Oberschenkeln. Nicht schön, aber noch nicht dramatisch. Beim nächsten Versorgungsstand hab ich mir dann ’ne Banane und zwei Becher Wasser gegönnt.
Es ging dann auch wieder besser, dann und wann krampften die Beine allerdings ohne Ankündigung. Gerade bei Kletterhindernissen oder beim Crawl kommt das voll doof, wenn es so richtig schön losgeht mit den Krämpfen. Ganz klasse auch, wenn man bei der Quarterpipe nach oben springt, die Kante zu fassen bekommt und dann das Bein nicht hoch bekommt, weil man einen Wadenkrampf hat.
Fast-Forward: Bei Kilometer 15 war es dann richtig scheisse und so viel sei verraten: ab Kilometer 19 war es die Hölle! Ich konnte keinen Schritt mehr machen, ohne dass es nicht irgendwo in den Beinen gekrampft hätte. Zur Veranschaulichung: Für die letzten 5km habe ich solange gebraucht, wie für die ersten 16km des Rennens.
Naja, da kam die Rache für das zu schnelle Tempo zu Rennbeginn. Aber mir fehlte bislang halt vollständig die Erfahrung, was das anbelangt. Jetzt bin ich schlauer und für mein ersten Rennen auf Zeit bin ich echt zufrieden.
EM-Quali in meiner Altersklasse gepackt!
Unterm Strich bin ich 38. in der Gesamtwertung über 21k geworden und 5. in meiner Altersklasse mit einer Zeit von 2:59:21 Stunden. Das hat dann sogar ausgereicht, um mich für die Europameisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert habe! (Es ist doch schön, wenn man frühzeitig sporltliche Ziele fürs neue Jahr hat. :-D)
An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Sven und Patrick, mit denen ich mich im Vorfeld beraten konnte, ob und wie ich das Rennen in Angriff nehme. Sind dann einstimmig der Meinung gewesen, das Rennen als knackigen Vorberitungslauf auf Tirol zu sehen und wenn die EM-Quali abfällt: prima! Hauptsache heile durchkommen und nicht zu viel riskieren, dafür aber Spass haben!
Fazit
Ein geiler Lauf, der mich echt an meine Grenze gebracht hat. Aber ich bin stolz, dass ich mich durchgebissen habe. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, mit dem Einteilen der Energiereserven nicht. Aber jetzt weiss ich, wo ich stehe und wie ich das nächste Mal laufen werden, wenn es um was geht.
Für kommendes Jahr würde ich mir wünschen, dass die Streckenführung etwas spannender gestaltet wird (ein grosser Rundkurs) und dass es deutlich mehr Duschen gibt. Das war eine Katastrophe, zumindest bei den Männern.
Rock on,
Michael Fettwech
PS: Meine Läufe tracke ich übrigens mit der Garmin Forerunner 235,
die sehr robust ist und bislang alle OCRs mackenfrei überstanden hat!
Wer nach einer anständigen Laufuhr sucht, die eingebautes GPS hat und den Puls über das Handgelenk misst, dem sei diese hier wärmstens empfohlen.